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(Sozialistische?) Internetzionale
Ganz heimlich, unbeachtet von der restlichen Web-Community, findet in der linken Jugend in
der Schweiz eine interessante Diskussion über das Internet statt. Es geht um die Frage,
wie politisch korrekt das Web ist oder nicht. Interessant deshalb, weil die Linken, z.B.
die Jusos, sonst nicht gerade der
Inbegriff der Modernität sind und schnell mal eine technische
Neuerung (z.T. nicht zu Unrecht) als kapitalistisches Ausbeutungsinstrument oderwasweissich
anschauen. Und das Web als DAS trendige "Schwarze Loch" der modernen Gesellschaft bietet sich hier
sehr gut an.
In der Juso-Zeitschrift Infrarot (vorläufig nur gedruckt vorhanden) Nummer 104/1/1997 diskutieren
Priscilla Imboden (pro) und Marc "Gebi" Gebhard (contra) über das Web. Und dabei kommt vor allem
etwas deutlich heraus: Das Web ist Glaubenssache. Während Priscilla eher unbelastet an die
Sache geht und das Web aus praktisch-pragmatischer Sicht anschaut, ist Gebi als intern
bekannter Ideologe vor allem aus "grundsätzlichen" Gründen dagegen.
Offenbar haben beide ihre
Erfahrungen gemacht. Kein Wunder, ist es doch vor allem der linke "Underground", der schon
sehr früh aufs Web aufgesprungen ist. Schon vor fast zehn Jahren war Greenpeace auf einem
Internet-verwandten System aktiv. Das Internet als frühe Studi-Domäne hat vor allem auch in
Deutschland bald als Kommunikationsplattform der verschiedensten "linken" (ob jetzt Oekos,
3-WeltlerInnen oder Anarchotrupps) Zellen gedient. Noch heute sind es einige solche
Ideen, die die physische Zerrissenheit der verschiedensten Gruppen, Untergruppen und
Unteruntergruppen überwinden. Ein Beispiel: die Zapatisten, wie Biwidus
mal berichtet hatte.
Genau dieses Argument führt auch Priscilla ins Feld, die das Web primär als Kommunikationsforum
der Ideen betrachtet. Das anarchische Prinzip im Web, das jedem und jeder erlaubt, sich
mit Gleichgestellen (und Gleichgeschalteten) aus der ganzen Welt zu "treffen", findet sie
zentral. Das entspricht ja der Idee, an einem gemeinsamen Netz zu weben. Mit Millionen
von Menschen zweiwegig (also nicht z.B. einseitig über Medien) zu quatschen. Entfernungen,
persönliche Vorurteile, Geschlechts- und Altersgrenzen sind (mehr oder weniger) aufgehoben im
Web. Dabei argumentiert sie durchaus auch "jung-sozialistisch", weil eben gerade deren viele
Zellen und studentisch-intellektuellen Kreise damit an einem gemeinsamen System
angeschlossen sind.
Sie blendet aber den klassenkämpferischen Punkt aus, der für Gebi absolut zentral ist. Mit
ziemlich harten Worten zieht er über das Web her, das er als Ausbeutungsmittel der kapitalistischen
Gesellschaft ansieht: "Die einen hungern, die anderen düsen durch den Cyberspace". Trotz der
im Internet herrschenden totalen Kommunikation spricht er
von einem "kollektiven Wirklichkeitsverlust" und plädiert für eine Verbesserung des
konventionellen Soziallebens. Dabei versteht er den Cyberspace offensichtlich als einen
zwar interessanten, aber fehlgeleiteten Weg. Langeweile und Vereinsamung seien die Ursache und Folge
dieser Entwicklung, meint er. Es geht ihm nicht um die Angst. Aber seine Ablehnung ist
grundsätzlich und beruft sich auf die marxistische Maxime, dass jede gesellschaftliche Entwicklung
klassenkämpferisch gedeutet werden muss.
Das ist der Fehler bei ihm und die Kernaussage bei Priscilla. So wie sein Widerstand ideologisch
ist, ist ihre Zusage pragmatisch. Sie argumentiert, dass aus dem Web das beste herausgeholt
werden soll. Und im Sinne des Klassenkampfes eingesetzt. Damit wäre der Kreis geschlossen.
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