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St. Gallen
26.2.1998

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Kult: trendiges St. Gallen

Was Kult ist, bestimmen die, die etwas davon haben. Und heute ist vieles Kult, solange es lukrativ ist. Keine Ausnahme bildet die gleichnamige Zeitschrift aus dem Ausgangs-Nobody St. Gallen. Offenbar ist die Szene doch viel ausgeprägter als von uns MetropolistInnen gemeint ;-), zumindest, wenn man eben dieses "Kult"-Machwerk liest. Aeh, anschaut.

Zuerst mal zur AutorInnenschaft. Kuhn&Friends ist eine Lifestyle-Bude aus der famosen Engelsgasse, geschrieben wird "Kult" aber auch von ein paar lendenerweichenden Chicas, die sich und ihre (...) Vorlieben in Heft Nummer zwei vorstellen. Es steht eine Werbeagentur hinter dem Machwerk, das stellt man schon nach einem Blick fest, die trendige Information ist quasi nur Beigemüse.

Aber gerade das ist der einzige Vorteil am "Kult". Es werden nicht einfach Trendzeitschriften a la Sputnik nachgemacht, sondern geradezu ad absurdum geführt. Ein Beispiel: "Kult" bringt zwischen der Werbung gleich extremes Kurzfutter, kaum ein Artikel ist länger als zehn Sätze, alles ist kleingeschrieben und in einer sehr saloppen Sprache, so wie wir (von Biwidus) halt auch reden und schreiben. Die Themen sind naheliegend: wer hat wann mit wem wo was weswegen und wie gemacht. Vor allem gemacht. Vor allem zur Silvester- und Fasnachtszeit.

Und Bildchen, viele Bildchen neben grossbuchstabigen Texten, einmal sogar in slawischem Schweizerdialekt. Wie auch der Untertitel verspricht, gehts dem Heft schliesslich nur ums eines: "wieder mit den bliebten wörtern irgendwie, halt und ficken". In der Kultagenda dürfen weder Drogen noch Sex fehlen. Daneben auch viele freche grafische Spielereien, z.B. einfach kopierte Leserbriefe jeder Grösse und Form.

Und dann wären wir bei den grossen Nachteilen. Abgesehen von der wirklich zeitweise sehr penetranten Geistlosgikeit, den Machern gehts nur und ausschiesslich darum, Spass zu vermitteln, passt mir die absolute Unfähigkeit Kritik einzustecken nicht. Im "wir über uns"-Teil machen die Kultmenschen sich über fast jeden negativen Leserbrief lustig. Vor allem den Vorwurf, total seicht und primitiv zu sein, darf man dem Heft offenbar nicht machen. Und gerade diese Einstellung ist ja typisch für die verblödende Generation X.

Der Gesamteindruck: Kult gibt einen groben, aber frechen und sehr witzigen Ueberblick über die Ausgangsregion St. Gallen, sowohl thematisch, als auch lokal- und werbemässig. 10`000 Exemplare sollen in Zukunft regelmässig in In-Lokalen (den Hauptprofiteuren des Heftes) aufgelegt und von hoffentlich anmachenden (????) Hostessen verteilt werden. Jedenfalls gibt "Kult" wie alle anderen solchen Machwerke vor, was trendy, in und vor allem lustig sein darf und was nicht. Coolnessförderung quasi. Total geistlos, von journalistischem Niveau ganz zu schweigen, verböldend bis änen uuuse, aber ehrlich und witzig. Das hat bisher gefehlt in der Welt der Scheisshauszeitschriften.

Zur Zeit erscheint Heft 3. Bitte verpassen.... ;-)



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (absoluter Trend- und Kommerzhasser)