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Kult: trendiges St. Gallen
Was Kult ist, bestimmen die, die etwas davon haben. Und heute ist vieles
Kult, solange es lukrativ ist. Keine Ausnahme bildet die gleichnamige
Zeitschrift aus dem Ausgangs-Nobody St. Gallen. Offenbar ist die Szene
doch viel ausgeprägter als von uns MetropolistInnen gemeint ;-),
zumindest, wenn man eben dieses "Kult"-Machwerk liest. Aeh, anschaut.
Zuerst mal zur AutorInnenschaft. Kuhn&Friends ist eine Lifestyle-Bude
aus der famosen Engelsgasse, geschrieben wird "Kult" aber auch von ein
paar lendenerweichenden Chicas, die sich und ihre (...) Vorlieben
in Heft Nummer zwei vorstellen. Es steht eine Werbeagentur hinter dem
Machwerk, das stellt man schon nach einem Blick fest, die trendige
Information ist quasi nur Beigemüse.
Aber gerade das ist der einzige Vorteil am "Kult". Es werden nicht einfach
Trendzeitschriften a la Sputnik nachgemacht, sondern geradezu ad absurdum
geführt. Ein Beispiel: "Kult" bringt zwischen der Werbung gleich extremes
Kurzfutter, kaum ein Artikel ist länger als zehn Sätze, alles ist
kleingeschrieben und in einer sehr saloppen Sprache, so wie wir (von
Biwidus) halt auch reden und schreiben. Die Themen sind naheliegend:
wer hat wann mit wem wo was weswegen und wie gemacht. Vor allem gemacht.
Vor allem zur Silvester- und Fasnachtszeit.
Und Bildchen, viele Bildchen neben grossbuchstabigen Texten, einmal
sogar in slawischem Schweizerdialekt. Wie auch der Untertitel
verspricht, gehts dem Heft schliesslich nur ums eines: "wieder mit den
bliebten wörtern irgendwie, halt und ficken". In der Kultagenda dürfen
weder Drogen noch Sex fehlen. Daneben auch viele freche grafische
Spielereien, z.B. einfach kopierte Leserbriefe jeder Grösse und Form.
Und dann wären wir bei den grossen Nachteilen. Abgesehen von der wirklich
zeitweise sehr penetranten Geistlosgikeit, den Machern gehts nur und
ausschiesslich darum, Spass zu vermitteln, passt mir die absolute Unfähigkeit
Kritik einzustecken nicht. Im "wir über uns"-Teil machen die Kultmenschen
sich über fast jeden negativen Leserbrief lustig. Vor allem den Vorwurf,
total seicht und primitiv zu sein, darf man dem Heft offenbar nicht machen.
Und gerade diese Einstellung ist ja typisch für die verblödende Generation
X.
Der Gesamteindruck: Kult gibt einen groben, aber frechen und sehr witzigen
Ueberblick über die Ausgangsregion St. Gallen, sowohl thematisch, als
auch lokal- und werbemässig. 10`000 Exemplare sollen in Zukunft regelmässig
in In-Lokalen (den Hauptprofiteuren des Heftes) aufgelegt und von
hoffentlich anmachenden (????) Hostessen verteilt werden. Jedenfalls gibt
"Kult" wie alle anderen solchen Machwerke vor, was trendy, in und vor allem
lustig sein darf und was nicht. Coolnessförderung quasi. Total geistlos,
von journalistischem Niveau ganz zu schweigen, verböldend bis änen uuuse,
aber ehrlich und witzig. Das hat bisher gefehlt in der Welt der
Scheisshauszeitschriften.
Zur Zeit erscheint Heft 3. Bitte verpassen.... ;-)
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