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Zur Gleichstellungsbroschüre von Winti
Biwidus veröffentlicht hie und da Meinungen seiner LeserInnen, die bei der
Redaktion
eingehen, um unserem Forumscharakter gerecht zu werden. Zu unserem Artikel über die
Gleichstellungsbroschüre der Winterthurer Stadtverwaltung ist eine
umfangreiche Messi eines Lesers eingegangen. Wir möchten sie hier unkommentiert und nur
orthographisch durchgeschaut
wiedergeben.
Natürlich darf man als Mann schon gar nichts gegen den sprachlichen
Gleichstellungsk(r)ampf schreiben - das Gegenargument ist ja schon pfannenfertig...
Nun - es haben viele gescheite Leute - auch Frauen - wichtige Argumente
gegen die feministische Sprachreinigung vorgebracht. Aber wer schon weiss,
wo die richtige Position sitzt, die muss ja gar nicht mehr überlegen, schon gar
nicht neu überdenken. Wer sich auch nur ein wenig mit Linguistik befasst hat, weiss,
dass das grammatische Geschlecht eines Wortes in der Regel nichts mit dem
natürlichen Geschlecht des Gegenstandes zu tun hat - auch da nicht, wo es um Personen
geht (gottseidank heisst es "DIE Person"...).
Niemandem kommt es ernsthaft in den Sinn, beim Fussgängerstreifen an ein bestimmtes
Geschlecht zu denken, und es wäre läppisch, wenn wir von Gästen reden, zu fordern, man
müsse doch auch die "Gästinnen" erwähnen, damit doch ja die Frauen nicht vergessen
würden. Gewiss - es gibt einige Bereiche, in denen bestimmte Wörter in der
Vergangenheit tatsächlich die Frauen ausschlossen - und da ist es vernünftig, zur
Vermeidung von Missverständnissen beide Geschlechter zu nennen: bei Funktionen, die
bisher praktisch nur Männern vorbehalten waren - bei den Aerztinnen,
Wissenschaftlerinnen, Direktorinnen etwa. Wo aber das Gemeinte selbstverständlich
ist und uns doch unablässig unter die Nase gerieben werden soll, hören Funktion,
Sinn und auch Eleganz der Sprache auf und werden verdrängt von plumper,
schulmeisterlicher Pedanterie.
Das Verrückte: Gerade wo wir beginnen, immer die männlichen UND
weiblichen Formen zu nennen, müssen wir die Uebung schliesslich
durchziehen bis zur Grenze des sprachlich Tragbaren. Wird nämlich nun
einmal nur die männliche oder die weibliche Form genannt, fragen wir uns
unwillkürlich, ob hier wohl nur dieses eine Geschlecht gemeint sei....
Die Sprache ist ein gewachsenes, kein künstliches System, mit dem man so
("männlich"-)technisch umspringen kann, meine Damen...
Weiteres Problem: Die "Innen"-Krücke verunmöglicht schlicht richtiges
Deutsch. Oder wie sollen wir unseren Leser/n/Innen gegenüber noch
die Fälle richtig brauchen? Dies haben auch unsere Sprachgleichstellerinnen gemerkt
- deshalb nämlich werden sie nicht müde, uns Ersatzkrücken anzupreisen -
Zitat: "Eine gute Möglichkeit bieten die "nd-"Formen. Aus Studenten, Gesuchstellern,
Knaben und Mädchen werden so Studierende, Gesuchstellende(...)".
Und so werden also bald die Radiomachenden den Zuhörenden die Teilnehmenden an
der Diskussion über die abnehmenden Lehrkräfte vorstellen dürfen...
"kreativen" Umgang mit der Sprache nennen sie das, unsere
Sprachschöpfenden.
Es ist übrigens auch typisch, dass in Deutschland, dem Mutterland unserer
Muttersprache, die sprachlichen "Gleichstellungsübungen" weit weniger
grassieren als in helvetischen Landen. Wer Deutsch kann, dem tut es weh,
seine Sprache in derartige Verrenkungen zu zwängen. Abgesehen von unseren
anderssprachigen Nachbar(Innen?)ländern: Die weigern sich
nämlich schlichtweg, das Cabaret mitzumachen. Auch die Frauen. Auch die
Befürworter der Gleichberechtigung. Doch dazu sollen sich die Romand(e?)s
selber äussern.
Noch ist einiges von der sprachlichen Säuberungswelle unentdeckt geblieben:
die Säuglinginnen sind noch immer ungeboren. Kommt Zeit, kommt Rätin.
Apropos Räte: da liefert uns das zitierte Traktätchen gerade selbst ein
schönes Beispiel: Uns zum Vorbild empfohlen steht da folgender Satz:
"Frau Dreyfuss wäre somit das hundertste Mitglied des Bundesrates."
Der Bundesrat hat sieben Mitglieder. Merken die Schreiberlinginnen den Unsinn
nicht, den sie da schon wieder produziert haben? Und warum nicht? Es gibt nur
eine Antwort: Weil sie kein Sprachgefühl haben.
Nun hör ich schon die klugen Argumente unserer Sprachgleichstellerinnen:
der Beweis für den frauenfördernden Effekt des feministischen Sprachkampfes
sei doch hier gerade wieder, dass ein Mann dagegen schreibe. Ganz einfach.
Irrtum. Mir geht es nicht gegen die Emanzipation, ich mag emanzipierte
Frauen und Männer und versuche auch selbst mein Bestes. Mir geht es um etwas,
das ich ausserdem auch noch sehr liebe: unsere Sprache, das Deutsch.
Für Biwidus: Jürg Zimmermann aus Bern
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