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25.1.1997

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Der Party-Tip: ZAF

Party-Tips sind so eine Sache. Den einen gefällts, den anderen nicht unbedingt, die dritten müssen jetzt auf den Bus (so heissts immer bei Strassenumfragen...). Was aber am 18. Januar in der Kanzleiturnhalle an Party steigt, ist mehr als nur der Auftritt der Bands Basmati (19.30), Schweizer Ziegel und den DJs Montagmorgen (Progressive) und DJ Pan&MC Diidimflirt (Jungle). Am 18.1. steigt in der Kanzlei eine Politparty. Kein Wunder, ist der Organisator auch niemand geringeres als der Verein "ZAF - Züri autofrei" und der Anlass die bevorstehende Abstimmung am 2. März über die gleichnamige Initiative.

ZAF, das ist eines der wenigen noch verbliebenen aktionistischen Haufen aus der 80er-Bewegung. Gut, sie hat mit den 80ern eigentlich nur den Jahrgang gemeinsam, viele der fast 500 AktivistInnen sind kaum älter als knapp stimmfähig. Aber die Ideen von ZAF (übrigens ein gemeinsamer Ableger vieler Jugendorganisationen) fussen auf dem hesse'schen Grundsatz: Utopie ist es, das Unmögliche zu fordern, um das Mögliche zu erreichen. Anders gesagt, die Jugendlichen führen verschiedene Aktionen durch, um ihrem utopisch-radikalen Anliegen einer autofreien Stadt Gewicht zu verleihen.

Hierfür haben sie mal die Westtangente gesperrt, haben auf den Parkplätzen des Münsterhofs einen Picknick-Z-Morgä durchgeführt, auf dem Platz vor der ZB während des Abendverkaufes ein Konzert organisiert und den Autogänger von München eingeladen. Und sie haben es mit einem schiesswütigen irren Autofahrenden aufgenommen. Der Höhepunkt ihrer konspirativen Geschichte (die mensch natürlich während der Party noch akustisch und optisch bis zum Umfallen zu hören/sehen kriegt) ist aber die eingereichte städtische Initiative für ein autofreies Zürich. Sicher ist den InitiantInnen klar, dass die Vorlage unmöglich durchzuführen ist, weil nämlich die Stadt nur über die wenigen kommunalen Strassen verfügen kann (der Grund übrigens, weshalb sich der Ex-Linke und Polizeivorstand B. Neukomm so über sie aufregt). Sie aber wollen ein Zeichen setzen, wollen, dass darüber gesprochen wird. Und zu diesem Zweck wollen sie zum Start des Abstimmungskampfes diese Party machen - auch um ihre gähnend leere Kriegskasse zu füllen.

Mit aller Sympathie für die InitiantInnen (der Autor ist offiziell ZAF-Beisitzer einer Jugendorganisation), ZAF ist elegantes "Viel Lärm um Nichts". Denn auch wenn darüber gesprochen werden sollte, durch ihre in den ausgehenden Neunzigern völlig neben den Schuhen stehenden Forderungen leisten die Jugendlichen den Ueberresten der "Bewegung" einen Bärendienst, weil sie sich (freiwillig und lustvoll) vor der Oeffentlichkeit als nahe am Irrsinn darstellen.

Und das ist der Punkt: ZAF kommt mir vor wie ein Haufen Spätgeborener. Jugendliche also, die die Aufbruch-Bewegung der 80er noch nicht und nicht mehr miterlebt haben und jetzt ihre eigene kleine Revolution durchführen wollen. Spass an der Politik haben, das ist ihr Ziel. Und auch ihr Erfolgsrezept. So sehr dies auch wünschenswert ist - Spass kann immer auch in Albernheit ausarten. So dass Politik mehr zu einer Art Spiel-Zeug wird. Das ist gefährlich und lässt an Glaubwürdigkeit zu wünschen übrig. Für den Spass ist eben diese Party da. In diesem Sinne: C U there.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Baden
Bilder: RTV Multimedia AG.