Pop Me Gallus
Wegen meiner Herkunft als Sanggaller möchte ich diese Woche über DAS Ereignis
schlechthin der letzten Woche aus St. Gallen schreiben. Es handelt sich dabei um
die Plattentaufe des neuen Samplers Pop Me Gallus, auf welchem sämtliche namhafte
Bands aus der Ostschweiz eine Kostprobe ihres Könnens zum Besten geben. Diese
Plattentaufe fand am Freitag, den 24. November 1995 in der Grabenhalle
(sprich: Grabähallä) statt.
Bei den auftretenden Bands handelte es sich um Pick up the pieces, Right or
Wrong?, Birds of Paradise, Starglow Energy, Roman Games, Mumpitz und Loge.
Geplant waren jeweils 20 Minuten Spielzeit abgelöst von einer viertelstündigen
Umbauphase, welche vom Ansager jeweils Hungerpause genannt wurde. Die Bands
traten dann auch in der Folge auf, wie sie weiter oben aufgezählt worden sind.
Den Anfang machten Pick up the pieces. Diese ausgesprochene Funk-Band mit
Jazz-Einflüssen heizte dem Publikum schon mal gehörig ein. Akzente setzten dann
die sich abwechselnden Gastsänger, welche immer gut mit der Band harmonierten. Im
aufgeführten Repertoire von Pick up the pieces fehlte schliesslich auch nicht die
Coverversion des gleichnamigen Songs.
Acid Jazz war dann auch der Stil der nächsten Gruppe Right or Wrong? (Man könnte
direkt meinen, dass sich dieser Musikstil in St. Gallen wie in anderen grossen
Städten wie Zürich, Paris oder London voll etabliert hat). Auch diese Band konnte
mit ihren eingänglichen Acid-Jazz Songs überzeugen. Ich denke sowieso, dass es
ein guter Schachzug der Organisatoren war, mit Funk anzufangen, um so das
Publikum in Stimmung zu bringen.
Nach Right or Wrong? war dann ein Stilbruch fällig; es kamen nämlich die Birds of
Paradise auf die Bühne. Somit war dann auch Hard-Rock angesagt. Trotz
Auflösungsgerüchte im Frühsommer dieses Jahres zeigte sich die Band auf der Bühne
harmonischer als je zuvor. Das kann einerseits am neuen Drummer liegen oder
andererseits auch am neuen kurzen Haarschnitt des Sängers. Obwohl die Band
etliche Coverversionen von den Stones über die Black Crows zu Aerosmith im
Repertoire besitzt spielten sie in ihren zwanzig Minuten nur eigene Songs, welche
aber die gleiche Power besassen, wie die von ihnen gespielten Covers. Der Sänger
der Paradiesvögel konnte es sich dann auch nicht während des Auftrittes
verkneifen, seine berühmten Mick Jagger Bewegungen zum Besten zu geben.
Kaum war der letzte Kracher der Birds ausgeklungen begab sich das Publikum auf
eine Zeitreise in die 70-er Jahre mit der Starglow Energy. Die Starglow Energy
sind eine seventies-Revial Band besten Kalibers. Ihre Musik lässt sich am besten
mit derjenigen von Emerson Lake and Palmer mit einem kleinen Schuss Monster
Magnet vergleichen. Neben der ziemlich upgespacten Musik war dann auch ihr
Keyboard ziemlich abgefahren. Es handelte sich um ein Riesen-Ding, hinter dem der
sitzende Keyboarder fast nicht zu sehen war.
Auch die nachfolgende Band Roman Games hatte ein ziemlich abgefahrenes Keyboard,
aber trotzdem nicht so abgefahren, wie das der Starglow Energy. Der Sound war in
Ordnung. Es handelte sich um den typischen Stil einer schweizerischen
Garagenband. Des weiteren handelte es sich um das letzte Konzert des Bassisten,
aber nicht um das letzte Konzert der ganzen Band.
Nun ging es langsam gegen den Höhepunkt des Abends. Mumpitz waren an der Reihe.
Diese zur Zeit erfolgreichste St. Galler Band hat bereits zwei CD's herausgegeben
(Zirkus und vo zit zu zit) und vor etwa drei Jahren den Volksbankrock-Wettbewerb
gewonnen. Obwohl der Sänger erkannt hat, dass sich St. Galler-Deutsch nicht so
gut für Songs eignet (eine harte Einsicht, eines der grössten Verfechter des St.
Galler-Deutsch in der Musik), kündigte er an, sich nicht zu ändern, und weiterhin
in der gleichen Sprache zu singen wie zuvor. Das Konzert liess dann auch die
Professionalität dieser Band durchschimmern. Mumpitz gaben nämlich einen
zwanzigminütigen Medley mit ihren bekanntesten Songs zum Besten, worin auch ihr
bester Song, Zigi ohni Füür gefehlt hat. Mit Bestimmtheit war der Auftritt von
Mumpitz einer der Höhepunkte dieses Abends. Dieses Konzert war dann auch das
vorletzte von Mumpitz bis ins Jahr 1997. Erst dann werden sie wieder live zu
bewundern sein.
Zum Schluss kam dann die für mich beste Gruppe des Abends und zwar Loge aus dem
Appenzellerland. Auch diese Band hat bereits zwei CD's draussen. Sie waren meiner
Meinung nach die Besten, weil sie mit der neuen CD, von welcher sie die meisten
Songs gespielt haben, den innovativsten Sound des ganzen Abends geliefert haben.
Beim Sound handelt es sich um eine Mischung aus den Happy Mondays und Senser.
Auch waren sie die Einzigen mit einer integrierten Lichtshow. Eigentlich war es
nur ein Stroboskop, aber das allein schaffte eine geniale Atmosphäre.
Abschliessend lässt sich sagen, dass das Publikum in der gut gefüllten
Grabenhalle (=Grabähallä) ein sehr gutes Konzert mit den bekanntesten Bands der
Umgebung gesehen hat, welches in der nächsten Zeit seines gleichen in der
Ostschweiz suchen muss (zumindest bis zum nächsten Open-Air St. Gallen).
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